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HCT

Wie wirkt Hydrochlorothiazid im Körper?

Nach der glomerulären Filtration hemmt Hydrochlorothiazid reversibel einen luminalen Na+-Cl--Symporter im frühdistalen Tubulus der Niere. Dadurch verbleibt mehr NaCl im Urin, was einerseits zu einer osmotischen Wirkung im Sammelrohr führt (Diurese) und andererseits vermehrt mit dem Endharn ausgeschieden wird (Natriurese). Die maximale diuretische Wirkung ist moderat und entspricht etwa 5 bis 8 % der glomerulären Filtrationsrate (GFR).

Durch die erhöhte Konzentration von Na+ im Sammelrohr kommt es zu einer verstärkten Natriumresorption über den epithelialen Natriumkanal der Hauptzellen. Dadurch entsteht eine Negativierung des Lumenpotentials, die als Antrieb für die K+-Sekretion fungiert. Als Folge davon wird vermehrt Kalium ausgeschieden, was zu einer Hypokaliämie führen kann.

HCT erhöht indirekt die Rückresorption von Calcium-Ionen im distalen Tubulus. Dies wird auf den niedrigeren Natriumgehalt der Epithelzellen in diesem Bereich zurückgeführt. Dadurch entsteht eine stärkere chemische Triebkraft für die basolateralen Na+-Ca+-Antiporter. Dieser Effekt kann zur Behandlung von Calciumkonkrementen genutzt werden, birgt jedoch auch das Risiko einer Hyperkalzämie.

HCT führt zudem zur Verringerung des peripheren Widerstands. Dies wird durch eine erhöhte Öffnung von kalziumabhängigen K+-Kanälen in den Gefäßmuskelzellen erklärt, was zu einer Hyperpolarisierung und Entspannung führt.

Wie wird HCT angewendet und dosiert?

HCT wird einmal täglich morgens zum Frühstück unzerkaut oral als Tablette eingenommen. Bitte Die Einnahme erfolgt mit ausreichend Flüssigkeit. Die Dosierung erfolgt individuell und hängt von der jeweiligen Indikation ab. Bei arterieller Hypertonie beträgt die Initialdosis der Tablette normalerweise 12,5 bis 25 mg, während die Erhaltungsdosis in der Regel 12,5 mg beträgt. Zu Behandlungsbeginn von Ödemen wird normalerweise eine höhere Dosierung angewendet: anfänglich und als Erhaltungsdosis in der Regel 25 bis 50 mg, in seltenen Fällen bis zu 100 mg. Bei der ergänzenden Therapie der Herzinsuffizienz werden 25 bis 37,5 mg HCT empfohlen.

Es ist wichtig, dass du das Medikament HCT nach ärztlicher Anwendung einnimmst und bei Fragen und möglichen Nebenwirkungen dich an deinen Arzt oder deine Ärztin wendest. Du solltest es auf keinen Fall selbstständig ohne Absprache absetzen oder die Dosierung ändern. Ein Absetzen von HCT durch den Arzt erfolgt ausschleichend.
Während der Behandlung mit HCT sind regelmäßige Blutbildkontrollen von Elektrolyten und anderen Substanzen und Werten erforderlich.

Was ist zu tun, wenn eine Dosis HCT vergessen wurde?

Wenn Sie eine Dosis HCT vergessen haben, nehmen Sie die vergessene Dosis ein, sobald Sie sich daran erinnern. Wenn es fast Zeit für Ihre nächste Dosis ist, überspringen Sie die vergessene Dosis und fahren Sie mit Ihrem normalen Einnahme Plan fort.

Was ist, wenn HCT versehentlich überdosiert wird?

Im Falle einer Überdosierung ist sofortige ärztliche Kontaktaufnahme erforderlich. Es kann zu verschiedenen Symptomen wie Übelkeit, Schläfrigkeit, Lethargie, verminderter Urinausscheidung und niedrigem Blutdruck sowie Verdauungsproblemen kommen. Im Extremfall kann ein diabetisches Koma auftreten.

Nebenwirkungen bei der Anwendung von Hydrochlorothiazid

Zu den häufigsten Nebenwirkungen, die bei mehr als 10 Prozent der Patienten auftreten, zählen nicht nur Glucosurie (vermehrtes Traubenzucker Ausscheiden über den Harn durch die Niere), sondern auch Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts. Insbesondere eine Hypokaliämie (zu niedriger Kaliumspiegel im Blut) tritt häufig auf, aber es können auch reduzierte Natrium-, Magnesium- und Chloridspiegel sowie erhöhte Calciumwerte festgestellt werden. Häufig treten bei der Einnahme von HCT Thrombozytopenie, Hyperurikämie (mit einem drohenden Gichtanfall), Hyperglykämie, erhöhte Serumlipide, Herzklopfen, Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden auf. Bei Patienten mit Diabetes kann es zu einer Verschlechterung des Stoffwechselzustands kommen, wodurch ein latenter Diabetes mellitus offenbar werden kann.

Gelegentlich können harnpflichtige Substanzen wie Kreatinin und Harnstoff ansteigen, begleitet von erhöhten Amylasewerten im Blut (Hyperamylasämie). Es besteht auch das Risiko einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) sowie Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Krämpfen.

Selten können allergische Hautreaktionen auftreten, wie zum Beispiel Juckreiz, Hautrötung, Exantheme durch Lichteinwirkung, kleinfleckige Einblutungen in Haut und Schleimhaut (Purpura) sowie stark juckende Quaddeln (Urtikaria). Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Arzneimittelfieber, Gelbsucht (Ikterus), akute Nierenentzündung (interstitielle Nephritis), Gefäßentzündung (Vaskulitis), Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie), eine Anämie durch Blutbildungsstörung im Knochenmark (aplastische Anämie), Potenzstörungen, geringgradige Sehstörungen wie verschwommenes Sehen, Farbsehstörungen und Gelbsehen, Einschränkung der Bildung von Tränenflüssigkeit sowie eine Verschlechterung der bestehenden Kurzsichtigkeit.

Durch die Sulfonamid-Struktur können Haut- und Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Das Diuretika HCT hat eine photosensibilisierende Wirkung. Im Herbst 2018 erregten zwei epidemiologische Studien, die auf dem dänischen nationalen Krebsregister basierten, Aufsehen. Diese Studien zeigten eine Zunahme des Risikos von hellem Hautkrebs (Basalzell- und Plattenepithelkarzinom) mit steigender kumulativer HCT-Dosis.

Wechselwirkungen bei der Einnahme von Hydrochlorothiazid

Bei der Verwendung von Hydrochlorothiazid sollten Sie folgende Interaktionen beachten:

  • Die Wirkung von HCT kann durch Diuretika, andere blutdrucksenkende Arzneimittel, Nitrate, Barbiturat, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva, Vasodilatatoren sowie Alkohol verstärkt werden.
  • Zu Beginn der Behandlung besteht das Risiko eines starken Blutdruckabfalls bis hin zum Schock und einer möglichen Verschlechterung der Nierenfunktion, die in seltenen Fällen zu akutem Nierenversagen führen kann, wenn ACE-Hemmer zusätzlich eingenommen werden. Um das Risiko einer niedrigen Blutdruckwirkung zu Beginn der Therapie zu verringern, sollte eine Diuretikabehandlung 2 bis 3 Tage vor Beginn der ACE-Hemmer-Therapie abgesetzt werden.
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika, Salicylate und Phenytoin können die blutdrucksenkende und harntreibende Wirkung von HCT beeinträchtigen. Bei gleichzeitiger Anwendung von hochdosierten Salicylaten kann die toxische Wirkung auf das zentrale Nervensystem verstärkt werden.
  • Die gleichzeitige Verabreichung von nicht-steroidalen Antiphlogistika bei Patienten, die unter der HCT-Therapie eine Hypovolämie oder Dehydratation entwickeln, kann zu akutem Nierenversagen führen.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Beta-Rezeptorenblockern erhöht das Risiko einer Hyperglykämie.
  • Bei gleichzeitiger Anwendung kann die Wirkung von Insulin, oralen Antidiabetika, harnsäuresenkenden Arzneimitteln und gefäßverengenden Arzneimitteln abgeschwächt werden.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von herzwirksamen Glykosiden kann es zu einer Erhöhung kommen. Dadurch können die Wirkungen und Nebenwirkungen der herzwirksamen Glykoside entsprechend verstärkt werden.
  • Bei Elektrolytstörungen besteht ein erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen, einschließlich Kammerarrhythmien wie Torsade de pointes, wenn gleichzeitig Arzneimittel angewendet werden, die ein Syndrom des verlängerten QT-Intervalls verursachen können. Beispiele hierfür sind Terfenadin und bestimmte Antiarrhythmika der Klassen I und III.
  • Die gleichzeitige Anwendung von kaliuretischen Diuretika wie Furosemid, Glukokortikoiden, ACTH, Carbenoxolon, Penicillin, Salicylaten, Amphotericin B oder Laxanzien kann zu verstärktem Kaliumverlust führen.
  • Bei der gleichzeitigen Anwendung von Zytostatika wie Cyclophosphamid, Fluorouracil und Methotrexat ist mit einer erhöhten Knochenmarkstoxizität zu rechnen, insbesondere in Bezug auf Granulozytopenie.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Lithium kann aufgrund einer verringerten Ausscheidung die kardio- und neurotoxische Wirkung verstärken. Daher ist es ratsam, den Lithiumspiegel sorgfältig zu überwachen.
  • Durch die gleichzeitige Anwendung mit anderen Diuretika kann es zu einer erhöhten Harnausscheidung und einem stärkeren Blutdruckabfall kommen.
  • Die Wirkung von Muskelrelaxanzien vom Curare-Typ kann verstärkt oder verlängert werden. Sollte es nicht möglich sein, die Behandlung mit HCT vor der Anwendung peripherer curareartiger Muskelrelaxanzien abzubrechen, ist es wichtig, den Narkosearzt über diese Situation zu informieren.
  • Wenn Colestyramin oder Colestipol gleichzeitig angewendet werden, wird die Aufnahme von Hydrochlorothiazid verringert.
  • In seltenen Fällen wurden bei gleichzeitiger Anwendung von Methyldopa Hämolysen beobachtet. Diese werden durch die Bildung von Antikörpern gegen Hydrochlorothiazid verursacht.
  • Wenn Allopurinol gleichzeitig eingenommen wird, besteht ein erhöhtes Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen auf Allopurinol.
  • Eine gleichzeitige Einnahme mit Amantadin kann das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen erhöhen, die durch Amantadin verursacht werden.
  • Die gleichzeitige Verabreichung von Calciumsalzen kann zu erhöhten Kalziumspiegeln im Blutserum führen, da die Ausscheidung von Calcium reduziert wird. Aus diesem Grund wird empfohlen, den Calciumspiegel bei Patienten, die gleichzeitig mit Calciumsalzen behandelt werden, sorgfältig zu überwachen und bei Bedarf die Dosierung anzupassen.
  • Die gleichzeitige Einnahme von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln kann zu einer verringerten Ausscheidung von Calcium führen, was wiederum zu erhöhten Kalziumspiegeln im Blutserum führen kann.
  • Ein erhöhtes Risiko besteht bei gleichzeitlicher Anwendung von Ciclosporin, für das Auftreten einer Hyperurikämie und Gicht-Symptomen.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Carbamazepin kann es zu einer Erhöhung des Natriumspiegels im Blutserum kommen. Daher wird empfohlen, den Serum-Natriumspiegel regelmäßig zu überwachen.
  • Die gleichzeitige Anwendung von Chinidin reduziert die Ausscheidung von Chinidin.

Wann sollte Hydrochlorothiazid nicht eingenommen werden?

  • Falls eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, anderen Thiaziden oder Sulfonamiden besteht.
  • Bei Kaliummangel, Magnesiummangel, Natriummangel
  • Bei überhöhtem Kalziumspiegel
  • Bei Gicht oder Harnsäuresteine
  • Bei erheblichen Nierenfunktionsstörungen
  • Bei akute Glomerulonephritis (entzündeter Nierenkörperchen)
  • Bei erheblichen Beeinträchtigungen der Leberfunktion
  • Bei Flüssigkeitsmangel, Austrocknung

Darf HCT während der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden?

Hydrochlorothiazid passiert die Plazenta. Aufgrund seines Wirkmechanismus kann es im zweiten und dritten Trimester zu einer Beeinträchtigung der Blutversorgung der Plazenta führen, was beim Fötus bzw. Neugeborenen zu Gelbsucht, Störungen des Elektrolythaushalts und Thrombozytopenie führen kann. Es ist wichtig, die möglichen Risiken dieser Substanz während der Schwangerschaft zu beachten. Bei Schwangerschaftsödemen, Schwangerschaftshypertonie oder Präeklampsie sollte Hydrochlorothiazid nicht angewendet werden, da dies das Risiko einer verminderten Plasma- und plazentaren Durchblutung mit sich bringt. Bei schwangeren Frauen mit essentieller Hypertonie sollte Hydrochlorothiazid nur in Ausnahmefällen angewendet werden, wenn keine andere Behandlungsmöglichkeit besteht.

Es wird nicht empfohlen, das Diuretikum HCT während der Stillzeit anzuwenden, da es in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht und in hohen Dosen die Produktion von Muttermilch hemmen kann. Wenn eine Anwendung von Hydrochlorothiazid während der Stillzeit erforderlich ist, sollte die Dosis so niedrig wie möglich gehalten werden.

Weiteres Wissenswertes über Hydrochlorothiazid

  • Hydrochlorothiazid kann die Reaktionsfähigkeit beeinflussen, sodass die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und das Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden können. Besondere Vorsicht ist zu Beginn der Behandlung, bei Dosierungsanpassungen und in Kombination mit Alkohol geboten.
  • HCT steht wie alle Diuretika auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping Agentur (WADA). Die Verwendung dieses Stoffes ist sowohl während als auch außerhalb von sportlichen Wettkämpfen strikt untersagt. Diuretika werden als Maskierungsmittel missbraucht, da Dopingmittel, durch die die Verdünnung des Harns den Nachweis erschwert. Sportarten, die Wettkämpfe nach Gewichtsklassen austragen, nutzen HCT bzw. Diuretika zur schnellen Ausschwemmung von Wasser.
  • Im Vergleich zu anderen Diuretika wie Chlortalidon zeigt HCT als Monotherapie eine schwächere Wirkung auf den Blutdruck, wie auch andere Studien belegen. Bei Kombinationspräparaten mit einem AT1-Antagonisten schneidet HCT im Vergleich zu anderen Kombinationspräparaten mit anderen Diuretika ähnlich oder sogar schlechter ab. Allerdings bringt HCT möglicherweise Vorteile in Bezug auf die Prävention von Schlaganfällen.
  • Es ist wichtig, dass du das Medikament HCT nach ärztlicher Anwendung einnimmst und bei Fragen und möglichen Nebenwirkungen dich an deinen Arzt oder deine Ärztin wendest. Du solltest es auf keinen Fall selbstständig ohne Absprache absetzen oder die Dosierung ändern. Ein Absetzen von HCT durch den Arzt erfolgt ausschleichend.
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