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Statine

Wann werden Statine verschrieben?

Statine werden bei erhöhten Cholesterinwerten verordnet, um Folgekrankheiten wie einen Herzinfarkt zu verhindern. Vor allem für Risikopatienten dienen sie zur Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen. Bei einem primären oder familiär bedingten hohen Cholesterinspiegel, bei einem insgesamt zu hohen Lipidspiegel und zur Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen und einer Koronaren Herzkrankheit werden Statine durch den Arzt verordnet. Sie werden auch nach einem Herzinfarkt und bei einer bestehenden Herzkrankheit zur Sekundärprophylaxe verordnet.
Für Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben oder an einer kardiovaskulären Erkrankung leiden, die durch Arteriosklerose verursacht wird, sollte der Ausgangswert des LDL-Cholesterins um mindestens 50% reduziert werden. Das Ziel ist es, den LDL-Cholesterinspiegel auf unter 55 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) beziehungsweise 1,4 Millimol pro Liter (mmol/l) zu senken. Dies gilt auch für Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK), die bisher weder einen Herzinfarkt noch einen Schlaganfall erlitten haben.
Wenn eine Person kein bestehendes Herz-Kreislauf-Problem hat, jedoch ein hohes kardiovaskuläres Risiko aufweist, sollte der Ausgangs-LDL-Cholesterinwert um mindestens 50% reduziert und auf möglichst unter 70 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) oder 1,8 Millimol pro Liter (mmol/l) gesenkt werden. Der Arzt wird dir auch die Einnahme von Statinen empfehlen. Wenn dein Risiko mittel hoch ist, sollte dein LDL-Cholesterinwert auf unter 100 mg/dl (2,6mmol/l) gesenkt werden.
Personen mit Diabetes, erhöhtem Blutdruck, einer Familiengeschichte von Herzerkrankungen oder Schlaganfällen und Raucher sollten darauf achten, dass ihr LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl bleibt, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.

Welche Alternative gibt es zu Statinen?

Um das LDL-Cholesterin effektiv zu senken, können Ezetimib und PCSK9-Hemmer (wie Evolocumab, Alirocumab und Inclisiran) eingesetzt werden. Diese Medikamente bzw Präparate können mit Statinen kombiniert werden, falls eine ausreichende Senkung des Cholesterins mit Statinen allein nicht möglich ist, oder als Einzelmedikament verwendet werden. Das durch Nahrung zugeführte Cholesterin wird weniger resorbiert. Alternativ finden Fibrate in der Einzel- oder Kombinationstherapie Verwendung. Fibrate blockieren – ähnlich den Statinen – die überwiegend nachts stattfindende Cholesterinsynthese in der Leber und die Freisetzung von LDL.

Welche Nebenwirkungen haben Statine?

Eine häufige Nebenwirkung von Statinen sind Muskelbeschwerden. Wenn 10.000 Menschen über 5 Jahre mit einer wirksamen Statindosis behandelt werden, treten bei 50-100 Patienten mögliche Muskelschmerzen oder -schwächen auf, ohne dass sich der Kreatinkinase-Spiegel erhöht. Bei 5 Patienten kann es zu einer Myopathie mit erhöhtem CK-Spiegel kommen und bei 1 Patienten kann eine Rhabdomyolyse auftreten. Studien, in denen eine zufällige Einteilung in Placebo- und Statin-Gruppe erfolgte, zeigten, dass Nebenwirkungen, die mit der Einnahme von Statinen zusammenhängen, oft durch einen Nocebo-Effekt hervorgerufen werden. Eine umfassende Analyse dieser Studien ergab, dass bei Muskelbeschwerden, die während der Statin-Therapie auftreten, weniger als 10% tatsächlich auf die Wirkung der Statine zurückzuführen sind. Das Risiko von Muskelbeschwerden erhöht sich während des ersten Behandlungsjahres leicht, aber in späteren Jahren ist das Risiko gering. Forscher untersuchen den Mechanismus, der Muskelschäden verursacht, und es gibt einen Dosis-Wirkungs-Effekt. Eine der schwerwiegendsten Nebenwirkungen von Statinen sind toxische Myopathien. Es geht um Veränderungen in Struktur und Funktion der Skelettmuskulatur. Die schwerste Form einer toxischen Myopathie ist Rhabdomyolyse, bei der die quergestreifte Muskulatur zerstört wird. Es wurden bis 2003 rund 3350 Fälle beschrieben, bei denen durch Lipidsenker Rhabdomyolyse ausgelöst wurde. Die verschiedenen Statine haben unterschiedliche Wirkstärken. Cerivastatin (Handelsname: Lipobay) hat in Kombination mit Gemfibrozil zu mehr als 100 Todesfällen aufgrund von Rhabdomyolyse geführt. Aus diesem Grund wurde das Medikament bzw. Präparat im Jahr 2001 vom Markt genommen. Fluvastatin hat die geringste Häufigkeit von Myopathie, aber es hat auch eine schwächere lipidsenkende Wirkung, besonders in der höchsten Dosis. Im Oktober 2012 hat die FDA aufgrund langjähriger Beobachtungen Änderungen in den Gebrauchsinformationen für fast alle Statine, einschließlich Kombinationen mit Niacin, angeordnet. Diese Änderungen weisen auf das Risiko einer immunvermittelten nekrotisierenden Myopathie (IMNM) hin. Im Jahr 2013 wurde eine Studie veröffentlicht, die gezeigt hat, dass Statine die kardiovaskuläre Fitness beeinträchtigen können, insbesondere beim Sport. Dies liegt nicht nur an den bereits erwähnten Myalgien, sondern auch daran, dass ein wichtiges Enzym für die aerobe Energiegewinnung aus Mitochondrien, die Citrat-Synthase, abnimmt. Im Jahr 2005 hat die australische Medikamentenbehörde beschlossen, alle Statine von der Schwangerschaftskategorie C in die strengere Kategorie D zu verschieben. Grund dafür waren veröffentlichte Beobachtungen, dass Statine nicht nur im Tierversuch, sondern auch beim Menschen teratogene Wirkungen gezeigt haben. Da Cholesterin ein essentieller Baustein für die fetale Entwicklung ist, sollten Schwangere keine Statine mehr einnehmen. In Deutschland sind Statine seit der Markteinführung für Schwangere als kontraindiziert eingestuft.
Vor 2005 gab es Berichte über vereinzelte Fälle von Gedächtnisverlust in Verbindung mit der Einnahme von Statinen. In einem Übersichtsartikel aus dem Jahr 2003 wurden 60 Fälle von totalem Gedächtnisverlust im Zusammenhang mit einer Statin-Behandlung beschrieben. Bei etwas weniger als der Hälfte der dokumentierten Fälle verschwanden die Gedächtnisstörungen ganz oder teilweise, nachdem die Statin-Behandlung abgesetzt wurde. Es gibt vereinzelte Hinweise darauf, dass die Einnahme von Statinen mit einer verringerten Gedächtnisleistung und Aufmerksamkeit, sowie mit einer erhöhten Aggressivität und Reizbarkeit einhergehen kann. Allerdings konnte ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und der Entwicklung von Demenz oder Katarakten widerlegt werden.
Eine 2013 veröffentlichte Studie legt nahe, dass in den ersten beiden Jahren der Anwendung von Statinen ein erhöhtes Risiko für Nierenschädigungen besteht, was zu vermehrter Krankenhauseinweisung aufgrund von Nierenproblemen führen kann. Gemäß einer Metaanalyse bei fast 100.000 Patienten besteht bei der Einnahme von Statinen ein leicht erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken. Das Diabetesrisiko steigt dabei um 9 Prozent, was einer zusätzlichen Diabeteserkrankung pro 255 Patienten in vier Jahren entspricht. Aus den Studien geht hervor, dass dieselbe Therapie in vier Jahren bei einer LDL-Senkung von 1 mmol/l bzw. 40 mg/dl bei 255 Patienten 5,4 tödliche und nicht-tödliche Herzinfarkte verhindern kann. Außerdem kommt es zu einer Verringerung von Schlaganfällen und revaskularisierenden Eingriffen, sodass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Statine positiv ausfällt.
Als seltene Nebenwirkung von Statinen kann es zu einer Vergrößerung der männlichen Brustdrüsen kommen. Außerdem kann die Produktion und Aktivität von braunem Fettgewebe durch die Einnahme von Statinen reduziert werden. Eine Kohortenstudie berichtet von möglichen positiven Auswirkungen von Statinen auf die Psyche, denn Patienten, die über vier Jahre ununterbrochen Statine eingenommen hatten, schnitten in Vergleichen mit Patienten, die keine Statine oder nur unregelmäßig eingenommen hatten, besser ab. In der ersten Gruppe gab es weniger Depressionen, aber es gab keinen Zusammenhang mit der Senkung des Cholesterinspiegels. Allerdings wurde die Zuverlässigkeit dieser Studie beeinträchtigt, da Patienten, die aufgrund von möglichen Nebenwirkungen der Medikamente aus der Studie ausgestiegen sind, nicht in der Analyse berücksichtigt werden konnten.

Wechselwirkungen bei Einnahme von Statinen mit anderen Medikamenten

Die Kombination von Simvastatin mit bestimmten Medikamenten wie Calciumantagonisten (Verapamil, Diltiazem, Amlodipin), Rhythmusmedikamenten (Amiodaron), Antibiotika (Erythromycin und Clarithromycin) sowie bestimmten HIV-Medikamenten (HIV-Protease-Inhibitoren) kann zu Muskelbeschwerden führen. Ebenso können Statine die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Der Arzt muss in jedem Fall entscheiden, ob die Kombination notwendig ist oder ob eine Änderung der Statindosis oder die Verwendung eines anderen Statins sinnvoll ist. Es ist auch bekannt, dass Grapefruit und Grapefruitsaft die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen können. Die Wechselwirkung mit Grapefruit tritt nur bei Simvastatin, Atorvastatin und Lovastatin auf. Wenn man diese Statine einnimmt, sollte man den Verzehr von Grapefruit und Grapefruitprodukten einschränken, um Muskelbeschwerden zu vermeiden. Rosuvastatin, Pravastatin und Fluvastatin können hingegen bedenkenlos zusammen mit Grapefruit und Grapefruitprodukten eingenommen werden.

Fazit

Statine haben nicht nur die Wirkung, den Cholesterinspiegel zu senken, sondern auch zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse wie einem Herzinfarkt. Sie werden auch bei einer Verkalkung der Herzkranzgefäße und zur Reinfarktprophylaxe nach einem Herzinfarkt verordnet. Sie wirken sich positiv auf alle Blutfettwerte aus und haben auch entzündungshemmende Eigenschaften in Ablagerungen an Gefäßwänden. Teilweise werden sie mit anderen Medikamenten kombiniert.

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